Es ist mir ein Anliegen, diesem Thema einen besonderen Platz einzuräumen.
„Selbstheilungskräfte“ das hört sich an, als wäre es nur für esoterisch angehauchte Menschen von Belang.
ABER
was lässt unsere Haut heilen, wenn wir uns geschnitten oder verbrannt haben? Die Salbe? und wenn wir keine drauf machen?
Wie werden Knochen wieder heil, wenn sie gebrochen sind? Natürlich ist es sinnvoll und notwendig, den Bruch zu stabilisieren, aber der Gips ist nur außen, Heilung geschieht innen.
Warum verschwindet Schnupfen meist von selbst wieder? Wer macht das?
Es ist absoluter Quatsch, bei einer schweren Erkrankung nur zu denken: „Auf ihr Selbstheilungskräfte, strengt euch mal an!“ Eine Lungenentzündung ohne Antibiotika zu überstehen, ist nur etwas für wirklich Hartgesottene, die zur Not auch in Kauf nehmen, dass sie die Krankheit nicht überstehen.
Genauso ungesund ist es, jede Kleinigkeit mit Antibiotika zu behandeln. „Anti“ heißt gegen und „Bio“ Leben, also kann „Antibiotika“ mit „gegen das Leben“ übersetzt werden. Bei jeder Behandlung töten wir einen Teil unserer innewohnenden Bakteriengemeinschaft ab, sie wird unausgewogen, was wiederum unser Immunsystem schwächt. Zudem unterstützen wir die Zucht von multiresistenten Keimen.
Am Besten also ist, die Selbstheilungskräfte zu fördern und bei Krankheit, je nach Schwere, sanfte oder stärkere medizinische Unterstützung in Form von Pillen oder anderen Therapien hinzu zu nehmen.
Selbstheilungskräfte brauchen gute Ernährung. Wer Lust hat, kann sich den Film „Super Size Me“ (2004) anschauen. Aber auch wenn wir uns gesund ernähren, birgt unsere Lebensweise einige Hindernisse für die optimale Funktion unserer innewohnenden Kräfte.
Unsere ganze Aufmerksamkeit ist im Kopf – bei dem, was noch getan werden muss, beim „schneller, effektiver, besser“. Wir bemerken leise anfragende Körperteile nicht, die um Entlastung bitten. Wir hören oft erst hin, wenn sie schreien – der Schrei des Körpers ist Schmerz! Und dann dauert es manchmal noch lange bis wir handeln, weil es ja so einfach ist, Schmerzmittel einzuwerfen und weiter zu leisten.
Unser Körper ist angespannt! Stellen wir uns vor, die geballte Selbstheilungskraft sitzt gerade im Auge, weil ein kalter Wind die Bindehaut gereizt hat. Jetzt stoßen wir uns den Fuß an. Die Selbstheilungskraft muss nun vom Auge, durch den verspannten Kiefer über den steifen Nacken-Schulterbereich, den angespannten Brustkorb, den schmerzenden unteren Rücken, am kaputten Knie vorbei zum Fuß. Wie lange dauert das? Und wie viel von der Kraft kommt überhaupt dort an?
Wir atmen zu schnell. Schnelle Atmung ist evolutionär gesehen sehr wichtig, denn sie hilft uns, in kurzer Zeit viel Sauerstoff aufzunehmen, der wiederum unsere Muskeln in die Lage versetzt, den angreifenden Tiger heftig aufs Maul zu hauen, oder schnell vor ihm davon zu rennen.
Bei einem Überlebenskampf ist es nicht nötig, dass die Verdauung in Ruhe weiterarbeitet oder der gebrochen Finger mit Heilkraft versorgt wird – dafür ist Zeit, wenn wir den Angriff überlebt haben, also stellt der Körper solche überflüssigen Tätigkeiten ein.
Nachdem die Bedrohung überstanden ist und wir in Sicherheit sind, wechselt der Körper wieder in den „Normalmodus“, das heißt, langsame tiefe Atmung. Darm und gebrochener Finger werden wieder mit Energie versorgt. Sicherlich musste ein Urmensch nicht jeden Tag einen Kampf um Leben oder Tod ausfechten!
Heute sieht das ganz anders aus. Ständige oberflächliche, zu schnelle Atmung bringt Muskelanspannung in den Körper – wir wollen ja rennen oder schlagen, aber wie lange würden wir unseren Job behalten, wenn wir das tun würden? Also müssen wir mit einer Gegenkraft unsere Muskeln am Ausagieren hindern. Wie sich Muskelanspannung auf den Energiefluss auswirkt, ist oben bereits beschrieben.
Nicht vergessen dürfen wir dabei die „überflüssigen“ Körpertätigkeiten die nun ständig eingeschränkt sind. Der Darm z.B. ist im Überlebenskampf wirklich nicht wichtig, aber um auf Dauer gut zu überleben, sollte er doch ausreichend mit Energie versorgt werden. Das Gleiche gilt für unsere Selbstheilungskräfte! Wie sollen die in Ruhe arbeiten, wenn der Körper ständig in Alarmbereitschaft ist??
Wir atmen zu wenig. Auch das kommt aus unserer Entwicklungsgeschichte. Wenn der Tiger schon zu nahe ist, wir keine Chance sehen, davon zu laufen, können wir uns noch tot stellen – Tiger fressen nur frische Beute, kein herumliegendes Aas – vielleicht überzeugen wir ihn ja und er trottet weiter… und bis die Geier kommen haben wir schon wieder genügend Luft geholt und zeigen ihnen, dass wir noch ordentlich am Leben sind!
Totstellen als Dauerzustand dient nicht dem Leben! Der Organismus braucht genügend Luft, genügend Atmung um zu funktionieren, um das Sein genießen zu können!
Shiatsu, Yoga und Qigong sind meine Unterstützungsangebote an den Körper. Sie können ihm helfen, sich zu entspannen und wieder neu Kraft zu schöpfen.
Shiatsu ist eine wohltuende Massage, bei der auch unser Kopf ganz ausruhen darf, gehen lassen, genießen. Nach einer Shiatsu-Sitzung wird der Körper oft wie neu geordnet und wieder im Fluss wahrgenommen.
Yoga besteht aus vielen Dehn- und Atemübungen – meist auf der Matte sitzend oder liegend. Die gelernten Übungen können wir auch zu Hause ausführen, wenn wir Lust und Bedarf haben (aber in der Gruppe macht es mehr Spaß!!).
Qigong wird meist auf dem Stuhl sitzend oder stehend geübt. Langsame fließende Bewegungen sind typisch dafür. Wir lernen uns den Fäden eines Marionettenspielers zu überlassen, der uns äußerlich und innerlich bewegt, eine Bewegungsart, die keine Kraftanstrengung braucht.
Es gibt noch viele andere Arten, zu entspannen und aufzutanken. Die einen fahren gerne Rad, andere gehen spazieren, lesen, arbeiten im Garten und was es sonst noch alles gibt. Wichtig ist, dass es Spaß macht! Dem vollgepfropften Tag noch einen weiteren Tagesordnungspunkt „Körper entspannen“ hinzuzufügen und uns zu etwas zwingen, das wir nicht gerne machen, wird auf Dauer nicht funktionieren. Vorsicht sei auch geboten, wenn wir vom Entspannungs-Sport in den Leistung-Sport abdriften. Sicher macht es Spaß, in einer Disziplin sehr gut zu sein, aber dabei nehmen wir den Leistungsdruck der täglichen Arbeit mit in den Freizeit- und Erholungsbereich.